Gastkommentar

Die Photovoltaik Marktprämie ist kaum bekannt

Photovoltaik
04.06.2024

 
Zu schön, um wahr zu sein? In einem Gastkommentar weist die Photovoltaik Unternehmerin Cornelia Daniel auf die viel zu wenig bekannte, sogenannte Marktprämie hin. Sie sei eine Art Hidden-Champion unter den PV-Förderungen und sorgt bei PV-Projekten oftmals für Erstaunen und Euphorie.
Cornelia Daniel
Cornelia Daniel, Inhaberin der Photovoltaikagentur Dachgold

Die PV-Branche erlebt nach einem großen Boom in den Krisenjahren gerade eine Konsolidierung des Marktes. Die am häufigsten genannten Gründe für die Nichtinvestition sind die niedrigen Strompreise und die dadurch resultierenden niedrigen Einspeisetarife. Dabei müsste das gar nicht sein, schließlich gibt es die großartige Möglichkeit der Marktprämienförderung. In meinen Beratungen erlebe ich im Moment laufend, dass ich dieses neue Instrument erkläre und die Kunden sagen: „Na warum werden dann nicht tausende kWp damit gebaut?“ ,oder „Das ist ja ein Perpetuum Mobile“. Es kommt also oft zu einem „Too good to be true“ Moment. Mein Eindruck ist daher: Die Marktprämie ist schlichtweg nicht bekannt und wird von mir deshalb liebevoll „Hidden Champion“ genannt und ich habe mir deshalb vorgenommen, massiv zur Aufklärung beizutragen, vor allem weil es sehr wahrscheinlich ist, dass es dieses Instrument nur mehr 1–2 Jahre gibt.

Was also ist die Marktprämie?

Cornelia Daniel
Cornelia Daniel, Inhaberin der Photovoltaikagentur Dachgold

Die Marktprämie ist die Nachfolgerin des sogenannten OeMAG Einspeisetarifs, an den sich viele PV-Investoren schon gewöhnt hatten. Aber was das Instrument ein wenig komplex und daher schwerer erklärbar macht, ist, dass es sich eben nicht um einen Einspeisetarif im klassischen Sinne handelt, sondern nur um ein Sicherheitsnetz, welches der Staat den PV-Investoren gibt. Das Sicherheitsnetz oder der „anzulegende Wert“ liegt bei PV Aufdachanlagen derzeit bei 8,98 ct/kWh und bei der Freifläche um 25 Prozent darunter. Diese gesicherte Vermarktungsmöglichkeit ist zudem für 20 Jahre staatlich garantiert, statt früher für nur 13 Jahre. Die Finanzierung ist daher extrem einfach, weil die Rückflüsse kalkulierbar sind. Man muss sich jedoch selbst um die Vermarktung kümmern und es lautet die Devise: Gute Vermarktung wird belohnt, schlechte Vermarktung wird bestraft.

Warum braucht es die Marktprämie?

Bei Sonne und Wind ist es so, dass der Produktionspreis für die nächsten 20–30 Jahre bei der Installation bereits feststeht. Dieser liegt bei Gewerbeanlagen bei etwa 4–5 ct/kWh für 30 Jahre. Es gibt danach einfach keine Rohstoffkosten mehr wie bei Öl und Gas, die Strompreisschwankungen verursachen. Genau dieser Umstand macht es aber eben schwierig, die richtige Vergütungsstruktur zu entwickeln. Erneuerbare benötigen langfristige Verträge, wohingegen die Kosten der fossilen Energieträger von kurzfristigen Rohstoffpreisen abhängen. Kriegsgeschehnisse haben zum Beispiel keinen Einfluss auf die Kosten von Solarstrom, bei Gas und Öl ist das natürlich völlig anders. Ich halte die Marktprämie deshalb für ein extrem wichtiges und geniales Instrument, um Investitionen in Photovoltaik auszulösen, denn während der Marktpreis für Strom derzeit bei 4ct/kWh liegt, bekommen die Förderwerber der Marktprämie den Abstand zur abgegebenen Förderhöhe (derzeit 8,98 ct/kWh für 20 Jahre) zusätzlich aufs Konto überwiesen.

Können das Instrument nur Großinvestoren und Energieversorger verwenden?

Es gibt auch das Gerücht, dass diese Förderung nur für Anlagen ab 1000 kWp gilt. Dieses stimmt aber nicht. Bereits ab 10 kWp kann man bei der Marktprämie mitmachen. Es gilt aber: Schnell sein – Die Förderung wird ebenfalls auktioniert vergeben und aufgrund ihrer Unbekanntheit ist die Förderung NOCH nicht überbucht. Das wird sich aber ändern, sobald sich diese Investitionsgelegenheit herumspricht. Die aktuelle Regierung hat außerdem dafür gesorgt, dass der Tarif für zwei Jahre beschlossen wird und sie von der neuen Regierung erst einmal nicht betroffen ist, für die Folgeverordnung braucht es dann aber ebenfalls weitsichtige Politiker*innen. Wer noch eine große, freie Dachfläche hat, sollte diese Gelegenheit keinesfalls verpassen, da größere Anlagen ohnehin eine Projektierungszeit von bis zu einem Jahr haben und die Netzzugänge immer knapper werden.

Die Autorin

Cornelia Daniel ist Geschäftsführerin der Photovoltaikgentur Dachgold und Mitinitiatorin der Initiative Tausendundein Dach, ein One-Stop-Shop für gewerbliche Anlagen mit der großen Vision, auf jedem Unternehmensdach eine Solaranlage zu realisieren. Die gebürtige Waldviertlerin gilt als führende Expertin für die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen und klärt als Beraterin, Speakerin und Autorin über die Thematik auf.

Hörtipp: Im Nachhaltigkeits-Podcast des Wirtschaftsverlages "A runde G´schicht", war Cornelia Daniel in der ersten Folge als Interviewpartnerin zu Gast.

Tipp

Am 18.6. findet ein kostenloses Webinar zum Thema Marktprämie statt.

Eine genaue Erklärung zum Thema Marktprämie vs. Marktpreis finden Sie hier.