KSV1870
Firmenpleiten weiter im Abwärtstrend
Der Abwärtstrend bei Firmeninsolvenzen in Österreich ging in den Quartalen 1-3/2021 in die nächste Runde. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind die Firmeninsolvenzen um 28,4 Prozent auf 1.814 Fälle gesunken. Und das, obwohl bereits das vergangene Jahr von äußerst niedrigen Insolvenzzahlen geprägt war. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise, ist es ein Minus von 52 Prozent.
Große Branchenunterschiede
Den größten Rückgang verzeichnet, wenig überraschend, das Gesundheitswesen. Auch bei der Sparte Kunst/Unterhaltung/Erholung/Sport gibt es, wie es scheint durch die Staatshilfen, ein deutliches Minus. Die Bauwirtschaft befindet sich hingegen mit einem Rückgang von drei Prozent auf einem konstanten Niveau. Einzig und alleine in der Branche Grundstück/Wohnungswesen gibt es einen Insolvenzzuwachs von vier Prozent.
"Mit der von der Regierung eingeführten 'Safety-Car-Phase', die Ende September geendet hat, wurde den Unternehmen eine weitere Möglichkeit am Silbertablett serviert, die Rückzahlung ihrer Schulden bis ans Äußerste hinauszuzögern. Dadurch ist der Schuldenberg vielerorts weiter angewachsen, was häufig in einem wirtschaftlichen Fiasko enden wird, sobald die offenen Forderungen fällig sind", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Seiner Meinung nach wäre dies mit einem rechtzeitigen Schritt in Richtung einer erfolgreichen Sanierung aber zu vermeiden.
Leichte Normalisierung im Osten
Wie die Statistik zeigt, scheint sich das Insolvenzaufkommen im Osten Österreichs momentan ein wenig zu normalisieren. Die Firmenpleiten entwickeln sich allmählich in Richtung "Vor-Krisen-Niveau". So sind in Wien die Firmeninsolvenzen leicht gestiegen und auch in Niederösterreich ist ein leichtes Plus erkennbar. Insgesamt gesehen hatte die Bundeshauptstadt daher in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr mit 11,9 Prozent den geringsten Rückgang, gefolgt von Tirol (- 21 %) und der Steiermark (- 27,4%). Am deutlichsten fällt der Rückgang in Kärnten aus (- 51,6%).
Keine plötzlichen Insolvenzausbrüche
Fortsetzung findet eine Entwicklung, die sich bereits angekündigt hat: Die Firmenpleiten wurden zuletzt zunehmend kleinteiliger. Während es im Vorjahr zum selben Zeitpunkt noch 22 Unternehmensinsolvenzen mit geschätzten Verbindlichkeiten von mindestens zehn Millionen Euro gab, sind es aktuell lediglich acht Pleiten dieser Größenordnung.
Nichtsdestotrotz geht der KSV1870 davon aus, dass in den nächsten Wochen und Monaten österreichweit erste Nachzieheffekte erkennbar sein werden. In Folge könnte es bis Jahresende flächendeckend eine Rückkehr zum Insolvenzniveau pro Woche wie vor der Pandemie geben. Der Kreditschutzverband rechnet, dass diese Effekte bis ins kommende Jahr reichen werden. In Summe wird die Gesamtzahl der Firmenpleiten zum Jahresende aber dennoch leicht unter jener des Vorjahres liegen, da aufgrund der bis Ende September geltenden "Safety-Car-Phase" ein Insolvenzaufkommen weiterhin verzögert wird. "Aus heutiger Sicht ist ein plötzlich auftretender Insolvenzausbruch im laufenden Jahr in Österreich jedenfalls nicht zu erwarten", so Götze. (ar)