Küchen Spezial
Ton in Ton
Betrachtet man die Vorher-Nachher-Bilder der in den 1990er-Jahren erbauten Wiener Villa ist es schwer zu glauben, dass es sich um ein und dasselbe Haus handelt. So gravierend sind die Veränderungen, die das Team der Tischlerei Ecker hier umgesetzt hat. "Im Erstgespräch haben die Kund*innen ihren Wunsch nach einer Komplettsanierung des Erdgeschoßes mit starkem Fokus auf einer Runderneuerung des Küchen-Ess-Vorraumbereichs geäußert. So sind wir das Ganze sehr grundsätzlich angegangen und es ist bald zu einem Gesamtprojekt geworden, das u.a. auch die Sanierung der Fenster und einen kompletten Bodentausch beinhaltete", erzählt Dominik Petz, Geschäftsführer der Tischlerei Ecker in Rading und des Concept Stores Ecker am Schubertring in Wien. Ausgangssituation war – neben der in die Jahre gekommenen Ausstattung und Einrichtung – eine aus architektonischer Sicht unglückliche Raumsituation, die sich u.a. durch die Trennwand zwischen Essplatz und Küche ergab. "Um ein offenes Wohngefüge und eine zeitgemäße Integration der Küche zu erreichen, haben wir uns für die Entfernung der Mauer entschieden", so Petz. "Damit es nicht zu einfach wird, war das natürlich eine tragende Wand." Durch die Kompetenz und Erfahrung der Bau- und Möbeltischlerei und einem eigenen Beschichtungsteam im Rücken meisterte man das Einziehen einer Stahlsäule, die vorgeschriebenen Beschichtungen und das Versehen mit den erforderlichen Brandschutz-Zertifikaten professionell und ohne Verzögerung. Ein zentrales Thema war auch der Einbau einer Fußbodenheizung und der komplette Bodentausch im Erdgeschoß. Dafür wählte man den pflegeeinfachen Mineralwerkstoff Kerakoll, den Ecker exklusiv in Österreich vertritt.
Drei Farben Weiß
Bei der Wahl der Farben und Materialien ließen die Auftraggebenden dem Planungs-Team freie Hand. Die Vorgaben war lediglich eine hohe Funktionalität bei reduziertem, skandinavischem Design zu erreichen. "Im Planungsprozess ist es wichtig, ein gutes Gefühl für die Kundinnen und Kunden zu entwickeln und nicht an ihren Bedürfnissen vorbeizuplanen. Denn nur wenn wir wissen, was den Auftraggebenden wichtig ist, können wir ein passendes Konzept entwickeln, das lange Zeit Freude bereitet", so Petz. Die Basisidee einer reduzierten Küche setzte man mit einer spannenden, Ton-in-Ton gehaltenen Materialkombination um. Die unterschiedlichen Strukturen werden erst bei genauer Betrachtung sichtbar und erzeugen, so Petz, „eine besondere und hochwertige Eleganz“.
Königsdisziplin Dünnflächenkeramik
Die Korpen sind aus Melaminharz, die Fronten sind lackiert bzw. aus patiniertem Glas hergestellt. Bei den Arbeitsflächen und den Seitenteilen der freistehenden Insel wagte man sich an eine wahre Königsdisziplin: Das Belegen bzw. Überziehen mit auf Gehrung geschnittener Dünnflächenkeramik, die nach genauen Vorgaben von einem Partnerbetrieb angefertigt wurde: „Das millimetergenaue Vermessen, das Einpassen und Montieren der Keramik, die auch die tragende Säule umschließt und auf der Unterseite bis zum Essplatz umlaufend angebracht ist, war eine spezielle Herausforderung“, so Dominik Petz. Warum hat man sich für dieses Material entschieden? "Es war eine helle, luftige und schlichte Optik gewünscht, die langfristig ohne Patina bestehen bleibt. Bei hellen Steinen lassen sich Nutzungsspuren nicht vermeiden, außerdem hätten wir die Steinplatte stärker, mindestens zwei Zentimeter dick, ausführen müssen. Mit der 12 Millimeter-Keramik-Platte mit dünnen, schräg geschliffenen Kanten erreichen wir genau diesen reduzierten Stil, gepaart mit der gewünschten Haltbarkeit." Beim Innenleben setzt man auf die Produkte von Blum, die Küchengeräte stammen von Gaggenau.
Spannende Akzente
Auch wenn Holz in dieser Küche einmal nicht die zentrale Rolle spielt, setzt man das Material "in kleinen Dosen" äußerst gekonnt in Szene. Die Sonderkonstruktion der Brotlade aus massivem Ahornholz mit integriertem Schneidbrett ist ein eigener Blickfang, ebenso wie die Glasvitrine mit Rückwand und Einlegeböden aus Nussholz.
Überraschung inklusive
Keine Baustelle ohne Überraschungen – diese "Weisheit" bewahrheitete sich auch beim Villen-Projekt: "Die Elektroinstallationen, die beim Umbau zum Vorschein kamen, entsprachen in keiner Weise den Vorgaben. So mussten wir im Laufe der Montagephase noch quer durchs Haus diverse Leitungen adaptieren", erzählt Petz. Aber auch das meisterte man, ebenso wie eine "rundum perfekte Endmontage". Denn auch hier geht man bei Ecker kein Risiko ein: Ein eigenes Montageteam garantiert einen Aufbau in der gewohnten Qualität. Nur bei anderen Gewerken wie Elektrik oder Installation setzt man auf Subunternehmer, wobei hier auf ein großes Netzwerk an langjährigen Partnern zugegriffen werden kann.
Die Ästhetik bleibt
Fragt man Dominik Petz nach den aktuellen Entwicklungen im Segment Küche, ist eines schnell klar: Von Designerküchen, die nur zum Anschauen da sind, hält er wenig: "Unsere Küchen sind auch dann schön, wenn sie genützt werden." Der Trend, dass die Küche immer weiter in den Wohnraum wandert, ist kein neuer, aber definitiv gekommen, um zu bleiben. Diese Tendenz hat auch die Gestaltung wesentlich verändert, neben der Funktionalität stehen die Optik und eine gesamtheitliche Integration im Fokus. "All diesen Tatsachen ist es geschuldet, dass bei modernen Wohnkonzepten die Küche im Mittelpunkt des Wohnraums steht. Unserer Ansatz ist es, dass die Ästhetik auch dann erhalten bleibt, wenn gekocht, gearbeitet, gelebt wird und nicht immer alles fein säuberlich aufgeräumt ist", so Petz.
Charakter ist gefragt
Eine weitere markante Entwicklung ist für Petz die zunehmende Technologisierung, zudem werden großzügige Kühlelemente stark nachgefragt. Die Funktion einer traditionellen "Speis", die in modernen Küchen keine Kühlfunktion mehr erfüllen muss, lässt sich durch flexible Stauraum- und Türlösungen realisieren – ohne ein eigenes, extra begehbares "Kammerl". In Sachen Materialien ergänzen Stein, Beton, Edelstahl und Keramik den Klassiker Holz. Apropos (Massiv)Holz: Dieses steht als individueller Werkstoff, der eine eigene Geschichte erzählt, im Küchenbau ungebrochen hoch im Kurs. "Der Trend in der Architektur und beim Einrichten geht in Richtung Einzigartigkeit, die sich auch in einer Patina und dem besonderen Charakter der Materialien widerspiegeln darf", schließt Petz.
Tischlerei Ecker & Ecker am Schubertring
Die 1922 gegründete Tischlerei Ecker mit Sitz im mittelburgenländischen Raiding hat sich im Laufe der Zeit zu einer überregional engagierten Tischlerei mit heute 65 Mitarbeiter*innen und drei Lehrlingen an zwei Standorten entwickelt. Mit der Übernahme durch die vierte Generation im Jahr 2013 wird Dominik Petz, Absolvent der HTL Mödling für Möbel- & Innenausbau und Diplom-Ingenieur der Architektur an der TU Wien, Geschäftsführer des Traditionsbetriebs. Die Expansion nimmt ihren Lauf und "gipfelt" 2020 in der Eröffnung des Concept Stores für Interior, Interior Design und Handwerk "Ecker am Schubertring", im September 2024 folgt die Erweiterung um das "Separee".