Kontrollierte Belüftung

Manuelle Fensterlüftung reicht oft nicht aus

Wohnraumlüftung
21.05.2024

Eine energieeffiziente Bauweise stellt einen wesentlichen Hebel für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors dar. Angesichts der immer dichter werdenden Gebäudehüllen spielen innovative Lösungen zur kontrollierten Belüftung von Wohnräumen eine zunehmend wichtige Rolle.
Zwei Personen auf einer Couch
Kontrollierte Wohnraumlüftung: Gut für Bausubstanz, Raumklima und Gesundheit

Mit dem Ziel möglichst energieeffiziente Häuser zu bauen, hat sich die Wärmedämmung von Wohngebäuden in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert. Allerdings kann durch die dichteren Gebäudehüllen die meist durch die Bewohner erzeugte Feuchtigkeit nicht mehr auf natürlichem Wege aus den Häusern entweichen. Alleine durch Kochen, Baden oder Waschen gelangen in einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt täglich zwischen 10 bis 15 Liter Wasser in die Raumluft. Daraus resultierende Feuchteschäden wie Schimmel gefährden dann nicht nur Bausubstanz, Raumklima und Gesundheit, auch flüchtige organische Schadstoffe von Baumaterialien oder Möbeln bleiben viel länger im Haus.

Manuelle Fensterlüftung reicht nicht aus

Selbst durch regelmäßiges Stoßlüften wird bei gut gedämmten Gebäuden der benötigte Mindestluftwechsel laut Aussagen von Fachleuten kaum mehr gewährleistet. Um diesen offensichtlichen Gefahren vorzubeugen, entscheiden sich heute immer mehr Menschen bewusst für eine kontrollierte Wohnraumlüftung, die als zentrale oder dezentrale Systemlösung realisiert werden kann. „Wenn eine Lüftungsanlage richtig eingebaut und gut eingestellt ist, bemerkt man sie nicht. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, man spürt auch keinen Luftzug. Die Luft ist frisch, obwohl niemand ein Fenster geöffnet hat“, erklärt der deutsche Lüftungsexperte Rolf-Peter Strauß, der an der Hochschule Bremen energieeffiziente Technik lehrt.

Bautechnische Richtlinie bleibt vage

Was viele Bauherren beim Neubau oder bei der Sanierung ihres Eigenheims oft vergessen: Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung vermindern nicht nur die Energieverluste im Winter, sondern tragen durch die Wärmerückgewinnung – welche im Sommer die angesaugte Außenluft abkühlt – auch zu einer geringeren Überwärmung der Gebäude bei. Aufgrund der zu erwartenden vermehrten Hitzeperioden ein Umstand, den man keinesfalls vernachlässigen sollte. Immerhin bestehen Gebäude, die jetzt gebaut werden, voraussichtlich auch nach 2050 noch in derselben Form. Laut der für Österreich gültigen OIB Richtlinie 3, die sich mit den Themen Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz in bautechnischer Hinsicht befasst, ist zwar eine „ausreichende Lüftung" von Innenräumen gesetzlich vorgeschrieben. Welche Art der Lüftung erforderlich ist bzw. wann eine manuelle Fensterlüftung ausreicht, geht jedoch weder aus dem Text noch aus den Erläuterungen zur OIB-Richtlinie hervor, was in der Praxis für viele Unklarheiten und Diskussionen sorgt.

Planen und vorausdenken lohnen sich

Rolf-Peter Strauß empfiehlt deshalb besonders bei Neubauprojekten, die Installation einer zentralen Wohnraumlüftung schon von Anfang an mitzudenken, den Platz für das Lüftungsgerät einzuplanen sowie vorsorglich Rohre und Leitungen an unzugänglichen Stellen zu verlegen, um dann später rasch und kostengünstig eine Lüftungsanlage anschließen zu können. „Das bedeutet ein wenig mehr Planungsaufwand und eine Investition von vielleicht Tausend Euro.“ Und diese proaktive Entscheidung mache laut dem Experten gleich doppelt Sinn: „Moderne Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnungsfunktion verbessern nicht nur die Raumluftqualität, sondern tragen auch dazu bei, den Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent zu senken.“ Wichtig sei laut Strauß, aus hygienischen Gründen die Filter regelmäßig zu wechseln und die Wärmerückgewinnungseinheit bei Bedarf zu reinigen.
Besonders im Niedrigstenergie- und Passivhausbereich entscheiden sich viele Hausbesitzer häufig für sogenannte Kombi- bzw. Kompaktgeräte, die unter einem Gehäuse platzsparend Lüftungsgerät, Wärmepumpe und Wasserspeicher vereinen. Konzipiert für kleine bis mittelgroße Einfamilienhäuser mit einem Heizwärmebedarf von ca. 10 bis 25 kWh/m² BGF stellen alle Gerätetypen die Wärme für Heizung und Warmwasser über einen Wärmepumpenprozess zur Verfügung. Laut dem Verein „komfortlüftung.at“ wären auch für Passivhäuser Wärmepumpen-Kombigeräte mit wassergeführter Wärmeabgabe eine optimale Wahl, mit der sich unterschiedliche Raumtemperaturen in Wohn-, Schlaf- und Nassräumen recht einfach realisieren lassen.

Energieeffizientes Multitalent aus Kärnten

Hocheffiziente Wärme- und Feuchterückgewinnung, innovative Steuerungsmöglichkeiten sowie geräuscharmen Betrieb garantieren beispielsweise die Lüftungsgeräte der Serie Comfort-Vent® Q des Lüftungstechnikspezialisten Wernig, die den gestiegenen europäischen Energiestandards in Wohnungen, Einfamilienhäusern, Büroräumen sowie Gewerbebauten Rechnung tragen. „Ein ganzjährig komfortables Raumklima mit maximaler Energie- und Kostenersparnis wird in diesem Fall durch einen sensorgesteuerten, modulierenden Bypass ermöglicht, welcher den genauen Grad der Wärmerückgewinnung regelt und dadurch die Zulufttemperatur beeinflusst“, erklärt Betriebsleiter Rene Rauter. „Auf Basis der Informationen der letzten Tage von Temperatur- und Feuchtesensoren wird dann mittels eines intelligenten Algorithmus die optimale Wohlfühltemperatur vollautomatisch ermittelt.“

Digitale Systemlösung für Gebäudeautomatisierung

Dass sich moderne Klima- und Lüftungsanlagen in Gebäuden komplett zentral planen und steuern lassen, ist heute ebenfalls keine Utopie mehr.Unsere neue Systemplattform TROX Ox verbindet Hardware, Software und nützliche Tools und führt damit die vielfältigen Anforderungen an Sicherheit und Komfort in Gebäuden erstmals in einem digitalen System zusammen“, betont Wolfgang Hucek, Geschäftsführer von TROX Austria. Als skalierbares System eigne es sich demnach für Neubauprojekte ebenso wie für Sanierungen und bringe vor allemfür Bauherren, Projektverantwortliche, Anlagenbauer und Installateure zahlreiche Erleichterungen von der Konzeptions- und Planungsphase über Ausschreibung und Bestellung bis hin zu Betrieb und Wartung. Hucek: „TROX Ox reduziert bisherige Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Anwendungen und Gewerken und macht dadurch die Installation sowie die Inbetriebnahme jetzt noch leichter.“

Vor- und Nachteile von dezentralen Lüftungssystemen:

+ Flexible Positionierung im Alt- und Neubau

+ Individuelle Belüftung und Steuerung von einzelnen Wohnräumen

+ Wärmerückgewinnung bis zu 90 % senkt Energieverbrauch

- Geräuschentwicklung in Wohnräumen

- Durchgangsschall an Bohrungen möglich

- Bei großen Räumen mehrere Geräte nötig

Vor- und Nachteile von zentralen Lüftungssystemen:

+ Gleichmäßige Belüftung im gesamten Gebäude

+ Zentrale Steuerung und Überwachung des Lüftungssystems

+ Möglichkeit für Wärme- und Feuchterückgewinnung

- Höherer Installations- und Kostenaufwand (besonders bei Altbauten)

- Individuelle Anpassung der Luftströme in einzelnen Räumen

- Teure Wartung durch Fachfirma

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Haustechnik