Sanierung & Technologien

Herausforderung Kompatibilität

Smart Home
26.09.2024

Die nachträgliche Implementierung von Smart Building Technologien im Rahmen einer Gebäudesanierung birgt zahlreiche Herausforderungen. Eine sorgfältige Planung und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten sind entscheidend für den Erfolg.
Smarte Technologie nachträglich im Haus implementiert
Smart Building Technologien spielen bei der Sanierung von Gebäuden mittlerweile eine wichtige Rolle, nicht nur weil sie dabei helfen können, die Energieeffizienz deutlich zu steigern.

Die Krise in der Baubranche rückt das Thema Sanierung in den Fokus. Im Zuge dessen gewinnen Smart Building Technologien weiter an Bedeutung. „In sehr vielen Bereichen rund um das und im Gebäude macht es Sinn, intelligente Technik nachträglich zu integrieren und die großartigen Möglichkeiten zu nutzen: Energie- und Gebäudemanagement oder Zugangskontrolle mit intelligenter Türkommunikation, Sonnenschutz und Beschattung, Elektroinstallation, Heizungs- und Klimatechnik, Sicherheits- und Alarmtechnik aber auch der Garten- und Außenbereich“, erläutert Alfred Mölzer, Geschäftsführer bei Gira Austria. „Aktuell ist beispielsweise in der Hotellerie der Austausch von normalen Steckdosen und das Ersetzen durch Steckdosen mit integriertem USB-A und USB-C-Anschluss ein sehr präsentes Thema. Bauen und Sanieren im Bestand mit gleichzeitiger Modernisierung durch intelligente Gebäudetechnik gewinnt im privaten Bereich zunehmend an Bedeutung. Auch Mietwohnungen werden smarter – auch weil es heute Lösungen gibt, die einfach installierbar sind und, das ist sehr wichtig, von der Mieterin oder dem Mieter mitgenommen werden können.“

Probleme bereits bei Planung verhindern

Ähnlich sieht es Gernot Schwarz, Senior Solution Architect bei der Siemens: „Im Umfeld der Digitalisierung und bei der Integration smarter Technologien verschwinden zunehmend die klassischen Grenzen der einzelnen Gewerke. Zielsetzung ist ein weitgehend gewerkeübergreifendes Betriebskonzept, das unter Berücksichtigung sämtlicher verfügbarer Betriebsparameter einen optimalen Betrieb ermöglicht. Dabei werden gleichsam ökonomische, ökologische, sicherheitsrelevante und komfortorientierte Aspekte berücksichtigt. Somit erstreckt sich das Anwendungsspektrum über den gesamten Bereich haustechnischer Einrichtungen.“

Wie wird smarte Technik integriert?

Ein Hauptproblem bei der Nachrüstung von Smart Building Technologien ist die Kompatibilität mit der vorhandenen Bausubstanz. Oft müssen alte Installationen angepasst oder komplett erneuert werden, um die neuen Systeme integrieren zu können. Die nachträgliche Integration ist in der Regel aufwändiger und kostspieliger als der Einbau in Neubauten. Dies liegt an den zusätzlichen Arbeiten, die erforderlich sind, um die neuen Technologien mit den bestehenden Strukturen zu verbinden.

Für Altbau- und Mietwohnungen sind in der Regel kabellose Smart-Home-Systeme sinnvoll, da keine Kabel nachträglich in der Wand verlegt werden müssen.

Alfred Mölzer, Geschäftsführer Gira Austria

Moderne Smart Building Systeme benötigen eine geeignete Verkabelung und Netzwerkinfrastruktur. Dies kann in älteren Gebäuden zu erheblichen Umbauarbeiten führen, besonders wenn keine ausreichenden Kabelkanäle oder Netzwerkräume vorhanden sind. „Für Altbau- und Mietwohnungen sind in der Regel kabellose Smart-Home-Systeme sinnvoll, da keine Kabel nachträglich in der Wand verlegt werden müssen. Kabelgebundene Systeme bieten sich vor allem bei Sanierungen an. Es gibt heute kabellose Lösungen, mit denen sich ein vollwertiges Smart Home im Bestand realisieren lässt – von einzelnen Komponenten, wie beispielsweise dem einfachen Tausch der alten Schalter bis hin zu Komplettlösungen mit Heizungs-, Raumtemperatur- und Lichtsteuerung, wunschweise mit Fernzugriff und den höchsten Sicherheitsstandards“, betont Mölzer.
Die größten Herausforderungen für Endverbaucher*innen seien dabei zumeist die Analyse des bestehenden Elektrosystems und bestehender Elektroinstallationen sowie die Auswahl der richtigen Smart-Home-Produkte und -Technologien. „Daher sollte bei diesen Bau- und Sanierungsvorhaben stets ein zertifizierter Elektrofachbetrieb oder Systemintegrator hinzugezogen werden. Auch, weil es nicht nur um mehr Energieeffizienz und mehr Wohnkomfort, sondern gerade auch um das Thema Sicherheit geht, dürfen Gira Produkte und Smart Home-Systeme ausschließlich von zertifizierten Unternehmen in Betrieb genommen werden.“
Altbauten stellen zudem oftmals eine besondere Herausforderung dar, etwa weil dicke Wände die drahtlosen Signale blockieren oder auch weil Kabelkanäle fehlen. Hier sind dann kreative Lösungen und ein maßgeschneiderter Ansatz gefragt, um die Integration erfolgreich umzusetzen.

Problemfall datentechnische Vernetzung

Gerade der nachträgliche Einbau neuen Komponenten sowie der dafür erforderlichen Versorgungen in die bestehende Bausubstanz ist eine massive Herausforderung. Durch Regulative wie zum Beispiel bestehenden Denkmalschutz werden diese mitunter auch noch gesteigert. „Hier bieten funkbasierte Lösungen oft eine reizvolle Alternative“ unterstreicht dementsprechend Schwarz. „Auch innovative Konzepte, die beispielsweise die erforderliche Stromversorgung über flächendeckend bestehende Installationen, wie der Beleuchtung beziehen oder ressourcenschonende Energy Harvesting Technologien vermeiden aufwändige Neuverkabelungen und ermöglichen damit eine kostenschonende Umsetzung.“

Bei der Modernisierung bestehender Gebäude sollen weitgehend noch funktionstüchtige Anlagen und Geräte weiterverwendet werden. Die Integration dieser in das neue Smart Building Gesamtkonzept erfordert flexible und leistungsstarke Schnittstellen.

Gernot Schwarz, Senior Solution Architect bei Siemens AG Österreich

Alt und neu spielen zusammen

Zudem kommt die Integration der bestehenden technischen Komponenten in ein neues Gesamtkonzept. Denn bei der Modernisierung bestehender Gebäude sollen zumeist noch funktionstüchtige Anlagen und Geräte weiterverwendet werden. „Die Integration dieser in das neue Smart Building Gesamtkonzept erfordert flexible und leistungsstarke Schnittstellen. Eine moderne Systemarchitektur hilft somit auch hier erheblich Kosten bei der Integration von Bestandstechnologie zu sparen und garantiert gleichzeitig einen performanten und störungsfreien Betrieb.“

Integration der bestehenden technischen Komponenten in ein neues Gesamtkonzept
Eine zentrale Herausforderung bei smarter Sanierung ist die Integration der bestehenden technischen Komponenten in ein neues Gesamtkonzept.

Eine andere Herausforderung ist die Berücksichtigung datenschutzrechtlicher- und informationssicherheitsrelevanter Standards. Die Vernetzung aller haustechnischen Disziplinen, die Integration von diversen Datenquellen aus dem Internet, die Aufzeichnung und Auswertung einer Vielzahl von Informationen, sowie die Bedienbarkeit über die Gebäudegrenzen hinweg stellen hohe datentechnische Anforderungen. „Das erfordert zunehmend Lösungen, die nicht mehr ausschließlich on premise arbeiten, sondern auch diverse Cloud Dienste in Anspruch nehmen. Die Verarbeitung von immer mehr Daten sowie die erforderliche netzwerktechnische Öffnung in Richtung Internet erfordern kompetente und verantwortungsvolle IT Sec Konzepte“, verweist Schwarz.

Der entscheidende Faktor – die Kosten

Zudem kommt, dass anders als bei Neubauten, bei denen mit den Kosten für die Haustechnik fix kalkuliert wird, die Kosten für Sanierungsmaßnahmen zumeist einer strengen Kosten-/Nutzen-Analyse unterzogen werden. In diesem Zusammenhang kommt nicht selten ein Kostenfaktor zum Tragen: die mittlerweile allgegenwärtigen Software as a Service-Kosten (SaaS). Denn vielfach „mieten“ Nutzer*innen Software-basierende Services auf einem oder mehreren von seinen Lieferant*innen betriebenen Cloud Servern. „Diese Kosten decken in der Regel den Betrieb der bereitgestellten Infrastruktur, die laufende Bereitstellung sicherheitstechnischer und funktionaler Updates und zumeist auch die Bereitstellung zukünftiger Upgrades“, erklärt Schwarz. Solche SaaS-Kosten stellen aber wiederum eigene Herausforderungen an die Auftraggeber, beispielsweise weil Gebäude-Errichter*innen, -Betreiber*innen und -Nutzer*innen oftmals verschiedenen Organisationseinheiten angehören oder gar unterschiedliche Unternehmen/Personen sind.
Ein herausragendes Beispiel für smarte Sanierung ist übrigens das Projekt „Smart City Graz“, bei dem mehrere ältere Gebäude mit modernen Smart Technologien ausgestattet wurden. Dies führte nicht nur zu einer erheblichen Verbesserung der Energieeffizienz, sondern auch zu einer höheren Lebensqualität für die Bewohner.

Im Gespräch: Alfred Mölzer, Gira

Alfred Mölzer
Alfred Mölzer, Geschäftsführer Gira Austria

Wie und ob Kund*innen und Planer*innen von einer smarten Sanierung profitieren können, ist eine vielschichtige Frage mit einem Füllhorn an Antworten. Gebäude Installation hat bei Alfred Mölzer, Geschäftsführer Gira Austria, nachgefragt.

Gebäude Installation: Mit welchen Herausforderungen ist bei der nachträglichen Integration von Smart Building-Technologien zu rechnen?
Alfred Mölzer: Für Altbau- und Mietwohnungen sind in der Regel kabellose Smart-Home-Systeme sinnvoll, da keine Kabel nachträglich in der Wand verlegt werden müssen. Kabelgebundene Systeme bieten sich vor allem bei Sanierungen an. Es gibt heute kabellose Lösungen, mit denen sich ein vollwertiges Smart Home im Bestand realisieren lässt – von einzelnen Komponenten, wie beispielsweise dem einfachen Tausch der alten Schalter bis hin zu Komplettlösungen mit Heizungs-, Raumtemperatur- und Lichtsteuerung, wunschweise mit Fernzugriff und den höchsten Sicherheitsstandards. Die größten Herausforderungen für Endverbaucher*innen sind in der Regel, die Analyse des bestehenden Elektrosystems und bestehender Elektroinstallationen sowie die Auswahl der richtigen Smart-Home-Produkte und -Technologie.

Welche Bereiche bieten sich an?
In sehr vielen Bereichen rund um das und im Gebäude macht es Sinn, intelligente Technik nachträglich zu integrieren und die großartigen Möglichkeiten zu nutzen: Energie- und Gebäudemanagement oder Zugangskontrolle mit intelligenter Türkommunikation, Sonnenschutz und Beschattung, Elektroinstallation, Heizungs- und Klimatechnik, Sicherheits- und Alarmtechnik aber auch der Garten- und Außenbereich. Bauen und Sanieren im Bestand mit gleichzeitiger Modernisierung durch intelligente Gebäudetechnik gewinnt in Österreich im privaten Bereich zunehmend an Bedeutung – von einfachen Teil- bis umfassenden Komplettlösungen. Auch Mietwohnungen werden smarter – auch weil es heute Lösungen gibt, die einfach installierbar sind und, das ist sehr wichtig, von der Mieterin oder dem Mieter mitgenommen werden können.

Welche Einsparpotenziale sind zu erwarten?
Die nachträgliche Integration von intelligenter Gebäudetechnik kann erhebliche Einsparungspotenziale bringen, allerdings hängt das Ausmaß von sehr vielen Faktoren ab. Das sind unter anderem: Art und Umfang der installierten Gebäudetechnik, das Verhalten und Nutzungsmuster der Bewohner*innen, Leuchtkörper, Größe und Alter der Immobilie, beispielsweise aber auch dem Klima und der geografischen Lage der Immobilie, Energiekosten oder der Frage, welche Energiequelle genutzt wird. Eine allgemeingültige, vereinfachte Antwort zur Bezifferung des Einsparungspotenzials lässt sich daher seriös nicht treffen.

Im Gespräch: Gernot Schwarz, Siemens

Im Porträt: Gernot Schwarz, Siemens
Gernot Schwarz, Siemens  

Smarte Sanierungen bieten für Endverbraucher*innen vielfältige Vorteile, am Weg dahin liegen allerdings auch zahlreiche Stolpersteine.
Wie und ob Kund*innen und Planer*innen von einer smarten Sanierung profitieren können, ist eine vielschichtige Frage mit einem Füllhorn an Antworten. Gebäude Installation hat bei Gernot Schwarz, Senior Solution Architect bei der Siemens AG Österreich, nachgefragt.

Gebäude Installation: Mit welchen Herausforderungen müssen Kund*innen bei der nachträglichen Integration von Smart Building-Technologien rechnen?
Gernot Schwarz: Die wesentlichen Herausforderungen sind etwa der nachträgliche Einbau der neuen Komponenten sowie der dafür erforderlichen Versorgungen in die bestehende Bausubstanz. Manchmal sogar verschärft durch Regulative wie zum Beispiel Denkmalschutz. Speziell die nachträgliche Integration in bestehende Systeme, die Spannungsversorgung und die datentechnische Vernetzung gestaltet sich oft herausfordernd und kostenintensiv. Zudem die Integration der bestehenden technischen Komponenten in das neue Gesamtkonzept. Bei der Modernisierung bestehender Gebäude sollen weitgehend noch funktionstüchtige Anlagen und Geräte weiterverwendet werden. Die Integration dieser in das neue Smart Building Gesamtkonzept erfordert flexible und leistungsstarke Schnittstellen. Auch die Berücksichtigung datenschutzrechtlicher- und informationssicherheitsrelevanter Standards ist relevant. Die Vernetzung aller haustechnischen Disziplinen, die Integration von diversen Datenquellen aus dem Internet, die Aufzeichnung und Auswertung einer Vielzahl von Informationen, sowie die Bedienbarkeit über die Gebäudegrenzen hinweg stellen hohe datentechnische Anforderungen. Das erfordert zunehmend Lösungen, die nicht mehr ausschließlich on premise arbeiten, sondern auch diverse Cloud Dienste in Anspruch nehmen. Die Verarbeitung von immer mehr Daten sowie die erforderliche netzwerktechnische Öffnung in Richtung Internet erfordern kompetente und verantwortungsvolle IT Sec Konzepte. Auch die Finanzierung ist eine Herausforderung. Anders als bei Neubauten, bei denen mit den Kosten für die Haustechnik fix kalkuliert wird, werden die Kosten für Sanierungsmaßnahmen zumeist einer strengen Kosten-/Nutzen-Analyse unterzogen. Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit den, speziell im IoT Bereich allgegenwärtigen SaaS (Software as a Service) Kosten.

Welche Bereiche bieten sich an?
Im Umfeld der Digitalisierung und bei der Integration smarter Technologien verschwinden zunehmend die Grenzen der einzelnen Gewerke. Zielsetzung ist ein weitgehend gewerkeübergreifendes Betriebskonzept. Dabei werden gleichsam ökonomische, ökologische, sicherheitsrelevante und komfortorientierte Aspekte berücksichtigt. Somit erstreckt sich das Anwendungsspektrum über den gesamten Bereich haustechnischer Einrichtungen.

Mit welchen Kosten müssen Kund*innen rechnen?
Wie bereits beim Thema Finanzierung erwähnt, amortisieren sich in vielen Fällen die getätigten Investitionskosten noch innerhalb der planmäßigen Anlagenabschreibungsperiode. Allerdings ist immer häufiger auch mit laufenden Kosten für die Nutzung externer Leistungen, wie SaaS Nutzungsgebühren, zu rechnen.

Welche Einsparpotenziale sind zu erwarten?
Effizienzverbesserung ermöglicht Einsparungen in den folgenden Bereichen: Energieeinsparungen, Wassereinsparungen, optimierte Nutzung bestehender Flächen durch Nutzungsanalysen, kann Mietkosten reduzieren, kann Erweiterungen oder Neubauten vermeiden, kann interne Abläufe optimieren.
Zudem kommen Material Ressourceneinsparungen, speziell bei Produktionsprozessen, Personal Ressourcen Optimierungen – durch Fokus auf das Kerngeschäft, Personal Produktivitätssteigerung, Verringerung von Krankenständen, Einsparungen in der Betriebsführung, Fernbetrieb reduziert Anfahrten und Personalpräsenz, verlängerte Lebensdauer der technischen Anlagen durch optimierten Betrieb, Reduktion der Wartungs- und Instandhaltungsaufwände, Reduktion von Störfällen und damit verbundenen Standzeiten, Reduktion von Fehlalarmen und damit verbundenen Folgekosten, Erreichung von Vorgaben und Umweltzielen und Vermeidung von Folgekosten (Compliance), Reduktion von Ausgaben für Versicherung und Objektschutz durch Einsatz von Sicherheitstechnik.
Darüber hinaus ergibt sich oft ein zusätzlicher, wertsteigender Nutzen, durch Attraktivitätssteigerung für Mitarbeiter und Kunden, durch bessere Ausstattung, Zukunftssicherheit, Energieautonomie, Renditensteigerung, Steigerung des Green Image und optimierte Verkaufslokalgestaltung.

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